Kein Schmuckstein überrascht und überzeugt mit einer derart großen Farbvielfalt, wie Bernstein. Viele Jahrzehnte lang kannte die ‚Mode‘ in Deutschland nur den klaren, durchsichtigen Bernstein. Dieser Farbton wird heute oft als cognacfarben bezeichnet und galt lange Zeit als typisch für Bernstein. Zwar wurden immer wieder auch Oliven- oder Barockketten aus milchigem Bernstein, dessen Farbe an das Gelb von Eidottern oder auch an Rapshonig erinnert, angeboten. Sie erreichten aber nie die Popularität wie der durchsichtige Bernstein.
Doch die Geschmäcker ändern sich mit der Zeit. So werden seit einigen Jahren verstärkt Schmuckstücke in ‚multicolor‘ angeboten. Dabei werden meist drei, vier oder sogar fünf Grundfarben von Bernstein zusammen in einem einzigen Schmuckstück verarbeitet. Egal ob bunte Ketten oder Silberanhänger mit mehreren, verschiedenfarbigen Bernsteinen: Eintönigkeit war gestern.
Besondere Beliebtheit erfreut sich in letzter Zeit der sogenannte 'Grüne Bernstein‘, auch 'Moorbernstein‘ genannt. Halsketten aus olivenförmig geschliffenen, grünen Bernsteinen werden übrigens nicht nur im Kanzleramt gerne getragen. Diese Bernsteinvariante hat aber nichts mit einer angeblichen Lagerung des Bernsteines in einem Moor zu tun.
Vielmehr wurden bei dieser Bernsteinvarietät während seiner Entstehung im Harzfluss kleine Holzspäne, verursacht von Borkenkäfern, mit eingeschlossen. Diese kleinen Späne verkohlten im Laufe der Millionen Jahre. Ihre dunkelbraune, ja fast schwarze Lichtreflexion, lassen den an sich gelblich-klaren Bernstein dann grünlich schimmern.
Heute wird dem weißen Bernstein, früher auch oft 'Knochenbernstein' oder 'Königsbernstein' genannt, vor allem in Asien ein sehr hoher Wert beigemessen. Er kommt ausschließlich im Baltischen Bernstein vor. Sein Anteil an den Gesamtfunden liegt bei unter einem Prozent. Die weiße Farbe entsteht durch die Lichtreflexion von unzähligen, kleinsten im Bernstein eingeschlossener Luftbläschen.
Ähnlich wie eine einzelne Seifenblase durchsichtig ist und eine große Menge davon, nämlich Schaum, jedoch weiß erscheint.
Der rote Bernstein entsteht durch eine oberflächennahe Lagerung des Rohbernsteines oberhalb des Grundwasserspiegels. Der langsam durch die Sandschichten wandernde Luftsauerstoff hat im Laufe der langen Zeit den Bernstein oxidiert und ihn somit rot scheinen lassen.
Inzwischen werden weltweit immer neue Bernsteinvorkommen entdeckt und erschlossen. Oft waren die Harzlieferanten ganze andere Bäume, als die vor zig Millionen Jahren in Nordeuropa beheimatete 'Bernsteinkiefer' (Pinus succinifera). Allein schon deshalb gibt es auf den verschiedenen Kontinenten völlig unterschiedliche Bernsteinvarietäten. Interessant sind auch Lagerstätten, in denen Vulkane einen Einfluss auf die weitere chemische Umwandlung des Bernsteines hatten. Sowohl in der Dominkanischen Republik als auch im fast zwanzigtausend Kilometer entfernten Indonesien, haben vulkanische Einflüsse die dort im maritimen Sedimentgestein eingeschlossenen Bernsteine derart verändert, dass sie schon im normalen Tageslicht bläulich schimmern.